Velotour Auffahrt 21. bis 24. Mai 2009
 
Biel- Le Brassus- Chambery- Vizille- Col du Glandon- Col de la Madeleine- Kleiner St. Bernhard- Aosta- Grosser St. Bernhard- Goppenstein  798km, 14655hm

Klemens Bont

Übersichtskarte der Gesamten Tour

 
1. Etappe Biel/ Bienne- La Vue des Alpes- Creux du Van- Ste. Croix- Vallorbe- Le Brassus 166km, 3395hm
 
Nun stand wider das Verlängerte Auffahrtswochenende und somit meine Traditionell 4 Tages Expressvelotour an. Ich persönlich träumte von französischen Alpenpässen wie Col du Glandon und Col de la Madeleine die ich einmal befahren wollte und die soeben nach der Wintersperre wieder geöffnet hatten. Doch leider waren mein Bruder und meine beiden Kollegen davon nicht überzeugt. So einigte ich mich eher widerwillig trotzdem mit ihnen mitzukommen und in Biel Richtung Jura zu fahren. Nach einer flachen Einrollstrecke von Biel nach Twann begann dann der Aufstieg zum Chaumont. Danach folgte ein weiterer Aufstieg über kleine Nebenstrassen zum La Vue des Alpes, wo wir beim Imbissrestaurant Mittagspause machten. Frisch gestärkt folgte die flache Strecke nach Les Ponts de Martel und dann ins Val de Travers hinunter.
In Travers machten wir dann noch eine Schleife zum imposanten Creux de Van. Bei der Ferme Soliat kurz vor der Felswand trafen wir dann noch bekannte Rennfahrerkollegen vom Goldwurst Team die auf einer Biketour waren.
 
Ferme Soliat bei Creux du Van
 
Während dessen konnten sich Heini und Beat mal etwas ausruhen.
 
Creux du Van
 
Nach diesem Abstecher, der Teilweise auf noch fahrbaren Naturstrassen stattfand radelten wir über den Balcon du Jura nach Ste.Croix. Um weiter Richtung Vallorbe und ins Valle de Joux zu kommen nahmen wir den direktesten Weg über den 1320m Hohen Col de l' Aiguillon und dem Französischen Jougne. Der Hacken war nur, dass da ein Stück Strasse fehlte von ca. 200m, und dass nirgends ein Schild war wo auf diesen Fussweg hinwies. Wir hatten bloss 1:100'000er Karten dabei. Nach etwas suchen und probieren haben wir dann doch den Richtigen Weg gefunden.
 
"Illegaler" Grenzübertritt bei Ste. Croix
 
Der Letzte Aufstieg an diesem Tag führte Schlussendlich von Vallorbe zum Lac de Joux. Leider war der offizielle Veloweg wieder einmal mehr Kiesweg als Strasse. In Les Brassus, der letzten Siedlung auf Schweizer Boden haben wir dann noch eine hübsche Ferienwohnung mit Frühstück bekommen. Da es in le Brassus nur eine üble Raucherbar und ein überteuertes Nobelrestaurant gab, bedienten wir uns von den Vorräten die noch in der Küche zu finden waren. Ein Pfanne Reis mit Tomatensauce gab es.
 
 
2. Etappe Le Brassus- Combe de Mijoux- Bellegarde- Chambery- Vizille- Allemont 256km, 2750hm
 
Am Morgen wurden wir mit einem Ausgiebigem Frühstück verwöhnt, doch leider erst um 8 Uhr. So starteten wir dann nach 9 Uhr richtung Frankreich. Über gradlinige Strassen gleich hinter dem Grenzgebirgszug erreichten wir gegen Mittag dann Bellegarde an der Rhone.
 
Kurz nach le Brassus
 
Zoll bei le Brassus
 
Défilé de Sous Balme vor Bellegarde
 
In Bellegarde wo es mittlerweile etwa 30°C warm war, konnte ich mich leider nicht mehr mit meinen 3 Begleitern über die Route einigen. Für mich sollte diese Tour eher eine Express Runde sein in der gewisse grosse Pässe vorkommen sollten, und die Kollegen wollten eine Wellnesstour. Also trennten sich unsere Wege. Meine Fahrt führte relativ gradlinig zuerst der Rohne entlang, dann dem Lac de Bourget, und dem Isere in Richtung Grenoble.
 
Stadtzentrum von Chambery
 
Nach Chambery bei Chapareillan Savoyer Weinstrasse
 
Vizille nähe Grenoble
 
Zum Abschluss folgte noch der Anstieg auf der Transithauptstrasse durch den Gorges de la Romanche nach Allemont am Fusse des Col du Glandon. Glücklicherweise gab es noch für die letzten 20km einen Tempomacher.
 
Gorges de la Romanche
 
3. Etappe Allemont- Col du Glandon- Col de la Madeleine- Moutiers- kleiner St. Bernhard- Aosta- St. Rhémy 240km, 5780hm
 
Da in meinem Hotel das Frühstück eh separat bezahlt werden musste, bestellte ich am Vorabend ein Sandwich, dass ich dann um 6.30 Uhr verzerrte und dann sogleich losfuhr. Da ich mein Tagesziel auf Halbzeit des Grossen St. Berhardpasses kalkulierte, war das auch nötig etwas früher zu starten. Schliesslich beginnen ja meine normalen Arbeitstage auch um 6.30 Uhr. Beim Start herrschten angenehme Temperaturen und die Autos die mir bis zur Passhöhe entgegenkamen konnte man an einer Hand abzählen. Auch in Sachen Schnee war nichts mehr zu beklagen. Die Strasse und die nähere Umgebung waren bis ca. 2000m komplett schneefrei.
 
Le Rivier d' Allemont am Aufstieg zum Glandon
 
Kurz vor der Passhöhe des Glandon
 
Auf dem Col du Glandon arrangierte ich sogleich zwei Berner Motorrad Touristen als Fotografen für mein erstes Passfoto.
 
Col du Glandon
 
Die Abfahrt nach la Chambre war auf einem Prächtigen kleinen Strässchen in noch unverschandelter Umgebung. Unterweg musste ich jedoch noch kurz einen Alpaufzug vorbeiziehen lassen.
 
Alpaufzug während der Abfahrt vom Glandon nach La Chambre
 
In La Chambre auf 440m ü M suchte ich den erst besten Supermarkt auf und füllte wieder Treibstoff nach, damit ich die nächsten 1500 Höhenmeter zum Col de la Madeleine in Angriff nehmen konnte. Hier herrschte schon deutlich mehr Verkehr, vorallem Motorradtouristen waren unterwegs. Doch alles bewegte sich in erträglichem Rahmen. Unterwegs gab es immer wieder deutliche Anzeichen dass hier die Tour de France schon etliche Male hinüber fuhr.
 
Col de La Madeleine die letzten Meter vor der Passhöhe
 
Typisches Schild auf den Französischen Passhöhen, und jeder möchte noch sein Werbeaufkleber daran anbringen.
 
Während im Aufstieg doch die eine oder andere hässliche Retortensiedlung betrachtet werden musste war die Abfahrt wieder geprägt von Wildnis.
 
Abfahrt vom Col de la Madeleine nach La Lechère
 
Kurz nach Mittag habe ich dann die Ortschaft Moutiers erreicht und dort wieder nach Treibstoff gesucht. Schliesslich probierte man einmal das Angebot von LIDL aus. Denn in Frankreich ist die Auswahl an anständigen Produkten meistens etwas beschränkt. Von Moutiers bis Aime musste man wieder auf der teilweise 4 spurigen Transithauptstrasse fahren. Immerhin war der Pannenstreifen als Veloweg deklariert. Für die nächsten 15km bis Bourg St. Maurice gab es dann sogar einen brauchbaren Radweg abseits der Strasse immer dem Fluss Isère entlang. Nach Seez begann dann der lange aber relativ Flache Aufstieg über La Rosiere zum kleinen St. Bernhart. Da der Pass noch Wintersperre hatte waren auch kaum Autos unterwegs. Nach Retortensiedlung La Rosiere war dann die Strasse gesperrt. Bis zum Hospiz war sie jedoch geräumt.
 
Gesperrte Strasse nach La Rosiere zum kleinen St. Bernhard
 
Kleiner St. Bernhart etwa 2km vor der Passhöhe
 
Schneefräsenpräsentation kurz vor dem Hospiz
 
Bein Hospiz war dann Ende mit Fahren und ich musste etwa 1km zu Fuss durch den Schnee stapfen, ehe beim Italienischen Zoll die Strasse wieder freigeräumt war. Da ich dafür keine Autoabgase einatmen musste nahm ich das gerne in kauf. Offiziell wäre der Pass 6 Tage später geöffnet worden
 
Kurz vor dem Pass auf etwa 2100m beim Hospiz
 
Auf der Passhöhe des kleinen St. Bernhart 2148m
 
Willkommen in Italien, oder Willkommen im Schnee
 
Italienischer Zoll ab hier war wieder geräumt. Insgesamt ca. 20 min Schneewandern
 
Im Aostatal angekommen war dann wider Saft fällig. Waren die Temperaturen im Tal unten um die 30°C und zudem war es recht schwül.
 
Sarre vor Aosta
 
Mit schon 4700 Höhenmetern und etwas mehr als 200km in den Beinen nahm ich dann in Aosta um 18.30 Uhr noch den Grossen St. Bernhardpass in Angriff. So etwa um 20.00Uhr bin ich dann in Saint Rhémy en Bosses auf 1500 m ü M angekommen und habe mir in einem Weiler etwas oberhalb des Dorfes und der Transithauptstrasse die Halbpension in einem Wohlfühlhotel gegönnt.
 
Ziel 3. Etappe Saint Rhémy en Bosses wo die Passstrasse zum Grossen St. Bernhard beginnt.
 
4. Etappe St. Rhémy- Grosser St. Bernhard- Orsieres- Col du Lein- Sion- Gampel- Goppenstein 135km, 2730hm
 
Nach dem anständigen Frühstück wollte ich dann das Zimmer bezahlen. Abgemacht wären 70 Euro HP gewesen, doch da waren noch 5 Euro für Velo in Zimmer und andere Zuschläge drauf. Doch als ich dann die Nase Rümpfte wurde zumindest auf das Logiegeld für das Velo verzichtet. Da heute Sonntag war und ich gestern schon genügend geleistet Hatte starte ich erst um 8 Uhr morgens. Ich war auf jeden Fall gespannt was mich am Grossen St. Bernhard erwarten sollte. Sollte doch die Wintersperre noch bis zum nächsten Wochenende anhalten.
 
St Rhémy 1619 m ü M
 
Blick auf Grosser St Bernhardt auf etwa 1900m
 
Strasse auf etwa 2200m ü M
 
Als ich dann auf 2200 diese Ansicht sah dachte ich wie solle ich nur diesen Schneerutsch am besten überqueren um heil durchzukommen. Irgendwie muss ich da ja durchkommen. Also fuhr ich mal weiter um mir das ganze von der Nähe anzuschauen. Bald schon stellt sich jedoch heraus dass unter den Schneemasse die Galerie lag.
 
Galerie der Grossen St. Bernhardstrasse auf 2300m
 
Vor der Galerie staunte ich nicht schlecht was für Schneemassen hier weggebaggert werden mussten. Ansonsten wäre es wohl für mich mühsam und gefährlich gewesen um hier durchzukommen.
 
Eingang zur Galerie wurde so eben freigelegt
 
In der Galerie musste ich dann doch noch 10Meter zu Fuss gehen, gab es doch noch eine vereiste Stelle zu Beklagen. Nach der Galerie war die Strasse dann noch bis zum Italienischen Zoll Freigeräumt. Die Restlichen 500 Laufmeter bis zum Hospiz auf der Schweizer Seite musste ich dann noch in einem etwa 10 minütigen Fussmarsch bewältigen.
 
Italienischer Zoll. Ende Schneeräumung
 
Schweizer Zoll, im Hintergrund das Hospiz
 
Blick vom Hospiz zurück zum italienischen Zoll
 
Ab dem Hospiz war dann die Strasse geräumt und ich brauste nach Orsieres und Sembrancher hinunter.
 
Schneefräse auf der Walliser Seite des Passes, so parkiert damit keine Autos durchkommen.
 
In Sembrancher folgten dann nochmals 900 hm Aufstieg zum Col de Lein (1658m ü M). Auffallend war dass schon sehr viele Velofahrer auf diesem Pass unterwegs waren. In der Abfahrt nach Saxon konnte man dann noch einen prächtigen Ausblick ins Rhonetal geniessen. Im Rhone Tal fuhr ich dann im Eiltempo auf dem Radweg talaufwärts nach Gampel. Die Temperatur war um die 35°C. Damit es noch etwas Höhenmeter gab fuhr ich bei brütender Hitze ich noch nach Goppenstein hinauf. Ein Autofahrer hatte wohl mehr Mühe mit der Hitze als ich, brannte doch sein Auto im Tunnel der neuen Strasse aus. Ich benutzte glücklicherweise die alte Strasse.
 
Ausblick von Col du Lein ins Rhonetal
 
Als ich um 14.00 in Goppenstein angekommen war, war das Timing dann perfekt. Sogleich fuhr ein Personenzug durch den Tunnel nach Kandersteg. Anstatt bis Bern sitzen zu Bleiben verliess ich den Zug in Kandersteg wieder und liess die Tour noch ausrollen ehe ich dann in Spiez mit dem direkten Zug nach Frauenfeld fuhr.
 
Vor dem Bahnhof in Spiez