Spanien Portugal Velotour
28.Dez bis 8.Jan 2008
Klemens Bont, Leo Bont, Heini
Studer
Am Abend des 27. Dez fuhren wir mit dem Nachtzug
richtung Baskenland. Zuerst machten wir dort eine Tagesetappe von Ortez nach
Irun wo wir dann am späten Abend einen direkten Nachtzug nach Portugal hatten.
Für uns alle war die Iberische Halbinsel Neuland. Da das Wetter anfänglich nicht
immer so gut mitspielte waren die Etappen auch nicht so lange wie ich einmal
kalkuliert hatte. Diese Woche spielte dann aber das Wetter besser mit und wir
konnten doch noch ein paar Spannende und schöne Tage auf dem Velo
erleben. Am Donnerstag 8. Jan, als dann die Kalte Luft in Spanien ankam und
zu einem Temperatursturz von 15°C auf wenig über 0°C führte, beendeten wir dann
am Mittag in Valencia die Tour und fuhren mit dem schnellst möglichen Zug
zurück in die noch kältere Schweiz. Alles in allem war die Tour doch sehr
lohnenswert gab es doch auch kulturell einiges zu entdecken und bis auf die Paar
grösseren Städte und ein kleines Stück Autobahn, war das Verkehrsaufkommen
äusserst gering.
Zur Einleitung noch ein Paar
technische Angaben:
Defekte Reifen 3stk
Platten 6stk (jeder hatte mal 2)
2 Regentage 50% der Strecke (Etappe 1 und
3)
1 Regentag 90% der Strecke (Etappe
5)
1 Regentag 30% der Strecke (Etappe
6)
Übersichtskarte der
gesammten Tour mit Kilometern und Höhenmetern
Hallo
Tagebuch:
Sonntag 28.12.2008
Baskenlandetappe Ortez- Irun 160km, 2750hm
Am morgen um 9.00Uhr verliessen wir in Ortez den
Nachtzug Genf Irun. Bei Temperaturen um die 0°C fuhren wir los richtung Pyrenäen
und kamen dabei langsam aber sicher ins baskische Territorium. Der Morgennebel
lichtete sich bald und die Sonne heitzte bis auf 15°C. Durch Idyllische Dörfer
und über 2 Kleine Pässli im Hinterland erreichten wir dann bei Sonnenuntergang
Irun. Um die Zeit bis zur Abfahrt des Nachtzuges zu überbrücken besuchten wir
ein Internetcafe und ein Restaurant. Als wir dann den Zug besteigen wollten
mussten wir zuerst unser Gepäck durch die Röntgenmachine durchlassen. Das Velo
passte da nicht so ganz durch. Also liessen sie mich ohne durchleuchtetes Velo
passieren. Plötzlich kamen die Sicherheitsbeamten auf die Idee das Velo in der
Diagonalen durchzuschieben. Also trabten wir nochmals vor den Durchleuchter. Ich
wollte das ganze Prozedere bildlich festhalten, wurde aber dann zurückgepfiffen
und musste das Foto vor den Augen des Sicherheitsbeamten löschen. Da wir
vorsorglich eine 3er Luxuskabine für uns gebucht hatten, klappte auch der
Velotransport ohne weiteren Probleme.
Baskisches Verkehrsschild, das zur Vorsicht
gegenüber Velofahrern mahnt
Montag 29.12.2008 1.Etappe: Coimbra-
Castanheira de Pera 68km, 1200hm
Pünktlich um 8.49 Uhr Portugiesische Zeit (9.49
Uhr MEZ) verliessen wir in Coimbra den Zug, nachdem wir noch ein
Frühstück im Speisewagen bekommen hatten. Den ersten Eindruck den wir am Bahnhof
hatten war nicht gerade der Beste, waren doch ein Paar Scheiben
am unserem Zug eingeschlagen und ausser der Top modernen Lokomotive alles ein
wenig vernachlässigt. Also machten wir uns auf ins Kernzentrum
der drittgrösten portugiesischen Stadt und deckten uns mit Proviant
ein. Die Altstadt war doch noch recht hübsch. Auf einer Nationalstrasse mit
nicht allzuviel Verkehr radelten wir dann richtung Hinterland. Nach knapp 2 std
Fahrt war dann fertig lustig. Es begann zu regnen. Trotzdem nahmen wir noch
eienen etwa 1000m hohen Pass unter die Räder und suchten dann auf der Rückseite,
völlig durchnässt, schon am frühen Nachmittag das erst beste Hotel auf. hier in
Castanheira de Pera konnten wir sogar gratis ein von der EU eingerichtetes
Internetcafe besuchen und uns über die Wetterentwicklung informieren. Das
Abendessen nahmen wir dann im hoteleigenen Restaurant. Für 10Euro gab es dann
Schnitzel mit Pommes, aber nicht nur einen Teller sondern für jeden eine ganze
Platte mit 3 grossen Brocken Fleisch.
Lousa, 35km hinter Coimbra, typische
portugisische Kleinstadt
Aufstieg zum Pass beim Serra de Lousa
Gebirge, praktisch kein Verkehr
Dienstag 30.12.2008
2.Etappe: Castanheira de Pera- Marvao 154km, 2555hm
Bei noch trüben Himmel verliessen wir kurz vor
neun Uhr nach einem grosszügigen Frühstück das Hotel. Doch bald kam die Sonne
zum Vorschein. Nach einer Halben Stunde Fahrt war dann schon die erste
Platte zu beklagen. Etwas Später traf es mich dann selber. Glücklicherweise
gab es in Proenca dann einen Velohändler bei dem ich sogleich wieder das
Ersatzmaterial komplettieren konnte. Am Anfang war die Vegetation recht
grün, je weiter man jedoch richtung Spanien vordrang, desto karger wurde
die Landschaft. So mitte Nachmittag gab es etwa 18 Grad. Ein weiterer Höhepunkt
war dann noch die Überquerung des Rio Tejo und der Schlussaufstieg zum
Berggipfeldorf Marvao das von Festungsmauern umgeben ist. Heute leisteten wir
uns für einmal ein 4 Sterne Hotel das wir für 91 Euro zu dritt bekamen. Es lag
mitten im historischen Zentrum.
Erste Platte, im Hintergrund so etwas wie
halbtropisch Sträucher
Rio Tejo, einer der grössten Flüsse der
Iberischen Halbinsel
Berggipfeldorf Marvao, eine der
sehenswertesten Ortschaften in Portugal
Mittwoch 31.12.2008
3.Etappe: Marvao- Merida 150km,
1000hm
Bei Regen stürzten wir uns wieder ins Tal hinunter.
Nach knapp einer Stunde Fahrt erreichten wir dann Spanien. Der Regen liess
zwischendurch doch wieder etwas nach dafür war eine weitere Platte zu beklagen.
Auf breiten Strassen ging es dann von Dorf zu Dorf. Man konnte die Siedlungen
fast an einer Hand abzählen, lagen doch 15 bis 25km Ödland jeweils dazwischen.
Schlussendlich erreichten wir dann bei Strömendem Regen die Hauptstadt der
Extremadura Merida. Nach einer gewissen Regenerierung im Hotel fing dann die
fast verzweifelte Suche nach einem Restaurant an. Es war Jahreswechsel und fast
alle hatten daher dicht. Mit Glück fanden wir dann doch noch so etwas wie ein
Fast Foodlokal am Zentralen Stadtplatz.
Erste Platte auf
spanischen Boden nach Valencia de Alcantara
Kurz vor Jahreswechsel auf dem Stadtplatz in
Merida
Donnerstag 1.1.2009 4.Etappe:
Merida Cordoba 228km, 2220hm
Während vor unserem Hotel noch die
letzten Betrunkenen ihren Heimweg suchten machten wir uns auf die
Weiterfahrt richtung Süd- Osten. Nach etwa 40km Fahrt kam dann
erstmals die Sonne zum vorschein. Durch Olivenbaum Monokulturen fuhren wir
bis die nächste Platte zu beklagen war. Zum Mittagessen gab es heute etwas
aus einer Dorfbar und für den Neujahrtag schon fast traditionell: Frische
Orangen von einem Parkbaum. Da wir
noch Cordoba erreichen wollten fuhren wir dann noch bis etwa 19.00Uhr, das
heisst eine halbe Stunde im dunkeln. Im historischen Kernzentrum fanden wir
dann in einem typischen Altstadthaus mit schönem Innenhof unsere Logie. Nicht
weit von uns entfernt lag die die Metzquitta Kathedrale, ein Weltkulturerbe
ersten Ranges. Früher war die Metzquitta ein Islamischer Tempel, der heute
als Prunkkirche dient. Nach dem Essen in einer Pizzeria ging es dann zum
Tagesabschluss noch in ein orientalische Tee Haus, oder anderst gesagt in einen
" Hexenkessel".
Mittagspause in Campillo de Llerena auf dem
Dorfplatz
Fahrt auf der alten Nationalstrasse von
Penarroya nach Cordoba
Freitag 2.1.2009 5.Etappe:
Cordoba- Priego di Cordoba 113km, 1960hm
Vom Wetter her war der heutige Tag der
Schlechteste von allen etwa auf 90% des Weges war Regen zu beklagen. Also nahmen
wir uns am morgen mal ausfürlich Zeit um die Metzquitta zu besuchen und
anschliessend etwas essbares aufzutreiben. Gab es doch rund um diese Attraktion
fast nur Souvenirshops und Boutiquen statt Alimentaris. Gegen Mittag fuhren wir
dann doch los um unser minimal Ziel Priego zu erreichen. Die
Nebenstrasse, die wir nahmen war von ziemlich übler Qualität, dazu kam noch
das der Aspahlt plötzlich zu Ende war und dann noch eine Platte. Die 6
mitgenommenen Schläuche waren bis auf einen einzigen alle Aufgebraucht. Eine
weitere Platte und wir wären nicht mehr weiter gekommen. Glücklicherweise
erreichten wir dann diese Ortschaft ohne weiteren Zwischenfall und deckten uns
gleich für 100 Euro mit Reifen, Schläuchen, Kettenöl und Bremsklötzen
ein.
Metzquitta Kathedrale in
Cordoba
Blick von der Guadalquivir Brücke zurück auf
die Altstadt von Cordoba
Unser "Grosseinkauf" von
Ersatzmaterial in Priego
Samstag 3.1.2009 6.Etappe:
Priego di Cordoba Guadix 152km, 2570hm
Nun hatten Leo und Heini endgültig die Schauze
voll vom schlechten Wetter und wollten mit einem Bus nach Granada Fahren. Also
machte ich mich alleine auf den Weg. Durch eine prächtige grüne, jedoch nicht
ganz trockene Hügellandschaft eilte ich nach Granada. Dort machte ich erst mal
Pause und lief teilweise zu Fuss durch das Islamviertel zur Alhambra hinauf.
Leider hat mich in Granada der intensive Regen wider eingeholt. Nach einer Pause
unter der Sonnenstore einer Bäckerei nahm ich den den letzten Abschnitt am
Fusse der Sierra Nevada in Richtung Guadix in Angriff. Gerade nochmals "Frisch
geduscht" traf ich Leo und Heini dort in einem Hotel. Sie hatten doch nicht den
Bus genommen, sind dafür auf einer direkteren Strasse nicht über Granda
gefahren.
Montefrio zwischen Priego und Granada
gelegen, Typische Olivenbaumkulturen im Hintergrund
Puerto de Los Blancares auf der Strasse von
Granada nach Guadix am Rande der Sierra Nevada
Sonntag 4.1.2009 7.Etappe:
Guadix- San Jose 165km, 1200hm
Nun Stand für Heini die wichtigste Besichtigung
auf dem Programm. Nämlich die Andasolwerke wo er Investor ist. Es sind dies:
Windkraftanlagen, Thermosolarkraftwerke und Photovoltaikanlagen also erneuerbare
Energien. Die Anlagen waren auf Ödland erreichtet. Da die Spanier in der
Verkehrspoliktik dafür gar nicht fortschrittlich sind, wurde die Hauptstrasse
Guadix Almeria zur Autobahn ausgebaut. Für uns Velofahrer gab es dann nur noch
sogenannte Servicestrassen neben der Autobahn, die Rollsplitt oder einen
Teerbelag der miesesten Qualität aufwisen. Je näher wir richtung Almeria kamen
desto mehr wurde die Landschaft zur Wüste bis Halbwüste. An der Küste gab es
dann die ersten grossen Retortensiedlungen der sogenannten Badetouristen zu
Betrachten, vergleiche mit Bern Betlehem oder Telli in Aarau. Zum Abschluss
fuhren wir noch die Verkehrsfreie Strasse am Capo de Gata nach San Jose, welche
auf etwa 5km Naturpiste war.
Heini auf der üblen Autobahnservicestrasse,
im Hintergrund das Thermosolarkraftwerk und Windkraftanlagen
Wüste oder Halbwüste zwischen der Sierra
Nevada und Almeria
Symbolisches Foto im Naturpark am Cabo de
Gata
Montag 5.1.2009 8.Etappe:
San Jose- Pouerto de Mazzaron 164km, 1935hm
Freude Herscht!! Strahlender Sonnenschein schon
am frühen Morgen. Zeitig brechen wir auf, der Küstenstrasse entlang richtung la
Negra. In La Negra, einem für Spanische Verhältnisse sehr schönem,
überschaubarem Fischerdörfchen mit Traumstrand ist die Strasse am Ende. Es fürt
nur ein Sigletrail weiter bis zu einem Einsamen Strand. Teilweise ist er sogar
mit unseren Rennvelos zu fahren. Zum Biken ein Traum!! Doch nach dieser Bucht
mussten wir dann auf einem Steilen Bergweg das Rennvelo etwa 250hm steil hinauf
Tragen. Nach längerer Wandereung haben wir dann am Mittag endlich wieder eine
Schotterpiste und eine halbe Stunde später dann wider eine Teerstrasse erreicht.
In Aqua Amarga verspeisten wir an der warmen Sonne auf einem Idyllischen
Dorfplatz am Meer etwas aus dem Alimentari. Nun war es mit der Idylle aber Bald
vorbei, ein Zementwerk folgte und dann unzählige Retortensiedlungen, zum teil
solche die noch im Bau waren und wegen der Finanzkrise wohl als Bauruinen enden
werden. In Puerto de Mazzaron Nahmen wir ein 3 Sterne Strandhotel, und stopften
uns in einem China Restaurant mit "Buffet Libre" für nur 9,50 Euro die Bäuche
bis zum Umfallen
La Negra, eines der wenigen noch halbwegs
intakten Küstendörfer Spaniens
Singletrail nach la Negra
Küstenlandschaft bei Agua Amarga, kurz vor
erreichen des Karrweges, ebenfalls noch im Naturpark
Dienstag 6.1.2009 9. Etappe-
Puerto de Mazzaron- Biar 172km, 1950hm
Da der Weitere Verlauf der Küste um Cartagena
nicht Reizvoll sein soll steuern wir wieder richtung Hinterland. Leider hatten
wir ziemlich mit Gegenwind zu kämpfen. Wir fuhren zu einer Hügelkette in
richtung Murcia. Leider gab es da wieder eienen Übergang der nur als Autobahn
eingezeichnet ist. Bei erreichen der Autobahn fanden wir eine
Servicestrasse vor und folgen jener. Als jedoch das Gelände felsiger wurde
endete sie. Also reichten wir uns die Velos über die Leitplanken und
fuhren mit etwas mulmigen Gefühl auf dem Pannenstreifen etwa 5km bis zur
nächsten Ausfahrt vor Murcia. Erstaunlicherweise hupte kein einziger
Autofahrer oder Fickte uns sonst an. Durch längere Wüsten und Steppenlandschaft
erreichten wir vor Sonnenuntergang Villena. Villena war eine mittelgrosse Stadt
mit Hässlichen Wohnblocks so dass wir dann noch 7km weiter fuhren in ein
Idylisches Dorf mit einer Burg auf dem Berggipfel. Dort fanden wir mitten im
Zentrum ein Wirklich nobles Hotel Rural wo uns soger 2 Katzen ihre Dienste
anboten oder besser gesagt um Einlass ins Hotelzimmer bettelten.
Vor dem Strandhotel in Puerto de Mazzaron
kurz vor Aufbruch
Landschaft nach Murcia
Mittwoch 7.1.2009 10.Etappe
Biar- Orba 139km, 2690hm
Da das ursprünglche Ziel Cerbere, in Frankreich
doch zu weit entfernt war, entschlossen wir uns noch das Küstengebirge der Costa
Bianca zu inspiziren und das Vorhaben bis nach Frankreich zu fahren zu
vergessen. Im vergleich zu den vorangehenden Tagen war heute morgen erstmals
Frost auf 700m ü M. Doch sonst war es einfach Wolkenlos. Zuerst fuhren wir etwa
40km bis Alcoy und dann gab es dann wirklich kleine sehr idyllische Sträschen
richtung Costa Bianca. Unterwegs kamen uns auch einige Profis entgegen die in
diesem Gebiet ihr Trainingslager Verbringen. Unterwegs gab es für uns noch eine
längere Naturstrasse über ein No Name Pässli zu bewältigen um nach Guadalest,
einem Berggipfelfestungsdorf zu gelangen. In Orba nahmen wir dann ein Hostal,
noch vor dem grossen Küstenrummel.
Penaguilla, Bergdorf zwischen Alcoi und der
Costa Blanca, Blick ins Landesinnere
Pässli Zwischen Sella und Guadalest, Blick
richtung Calpe
Guadalest
Berggipfelfestungsdorf
Donnerstag 8.1.2008 11. Etappe Orba-
Valencia 102km, 265hm
Heute fuhren wir schon eine halbe Stunde früher,
gleich bei Sonnenaufgang los. Der Himmel war etwas bewölkt, und die
Temperatur
selbst an der Küste nicht mehr wärmer als 3°C. Für diese Region ist das abnormal
kalt. An der Küste gab es dann so etwas wie Grosstädte die aus Hässlichen
Blocks bestanden und eigentlich für Badetouristen bestimmt waren oder sind. Also
reizte es uns nicht mehr so sonderlich noch lange dort herum zufahren. Daher
gaben wir Gas damit wir um 14.05 Uhr noch den Zug richtung Barcelona erreichen
konnten. Glücklicherweise gab es in diesem Hochgeschwindikeitszug, sowie im
Talgo Nachtzug nach Genf noch frei Plätze so dass wir im Eiltempo am nächsten
Morgen wieder zuhause waren. Unsere Velos durften wir zuvorkommenderweise
in eine leere Schlafkabine hineinstellen.
Leo, dahinter ein ziemlich seltsames Gebäude
am Rande des Zentrums von Valencia
Abschlussfoto vor dem Dom in Valencia,
Klemens und Heini